Verwunschen

Kuh und Frau

Die ersten Kuhskizzen, die ich nach meinen ersten Kuhbegegnungen im Stall von Eckhard Niemann gemacht habe, sind in diesen KuhFrauBau verarbeitet.

Auf der Suche nach den Kuhbildern aus unserer Kunstgeschichte, die ich für die Kühe abgemalt und in ihrem Stall aufgehängt habe, um uns einander näher zu bringen, bin ich bei Miro auf ein Bild getroffen, dass ich sofort als Kuh eingeordnet habe. Der Titel:"Frau"!

Das war Vorbild und Anstoß zu dieser Figur, die sich mit der Verbindung Kuh und Frau beschäftigt. Die Skizzen nehmen die Kühe mit auf, um die es geht. Die Heusilage aus dem Stall und eine Futtertüte, Kühlschrankeinlegeböden als Verglasung und Milchflaschen aus Brasilien nehmen Bezug auf die Gegebenheiten der Milchwirtschaft. Der Kamm und das alte Mieder genügen, um die Frau in der Kuh zu sehen, oder die Kuh in der Frau. Was einmal als große Ehre und Kompliment galt, klingt heute eher abfällig: Kuhäugig klingt nicht nach Schönheitsideal und Euter nicht nach Fürsorge.

Gerahmt

Kuh und Kunst

Kunst im Sinne von Bild und Rahmen ist unsere persönliche Höhlenmalerei. Raumschmuck in Goldrahmen. Das Bild vom Bild aus vergangenen Tagen. Das Auge als Wahrnehmungssinn wichtiger Bestandteil in der Verarbeitung der Wirklichkeit. Das Auge, dass sich so leicht täuschen lässt. Das Auge, über das sich Harmonien und Disharmonien aus Farbe und Formen, Ordnungen und Brüchen, Gesten und Mimik ins Unbewußte einmischen.

Was mich an der Kuh am meisten fasziniert: Der Blick und die Gelassenheit. Das Blinde und die Schreckhaftigkeit. Sie erdulden alles und spiegeln uns in unserem Effizienzwahn.

Auf Pressholzplatten, die von Anke Müffelmanns Arbeit zurück geblieben sind, erscheinen "Meine" Kühe aus dem Stalldunkel der Grundierung. Ich rahme die Augen von Oktober, das Euter von Monalisa und das Kalb. Das Kalb, welches als letztes geboren wurde und bei der Mutter blieb, bis es zu groß und unhandlich zu werden drohte. Das Kalb, dessen Mutter nicht mehr lebt, weil sie noch jung und gut im Fleisch war, und die Milchquote schon ausgereizt. Wir wollen ja weniger Kühe, weniger Umweltbelastung. Aber auch billige Milch, billigen Käse, billiges Fleisch. Alles Dinge, die ich künstlerisch nicht wirklich thematisiere, die mir aber bei einem Vierteljahr Kuh(nst)arbeit deutlich vor Augen geführt werden.

"Meinen" Kühen geselle ich eine Figur zu, die ich nachgearbeitet habe. "Wir vom Lande" ist das erste Mal 1992 als Kleinplastik entstanden und verkauft worden. Jetzt habe ich mich daran erinnert. Kuh und Frau - Frau und Kuh. An ihr stützt sich der Rahmen von dem Kalb. Sollte Kunst nicht eher aus dem Rahmen fallen?

Für diese Forderung habe ich die Heusilage Ballen besprüht. damit wollte ich die Kühe symbolisch wieder auf die Weide bringen. Eine ist sogar ausgebrochen. In der Au hat sie sich versteckt, ist aber wieder eingefangen worden.

Die Steine

Im Außenbereich sind alte Straßenpflastersteine zu einem ähnlichen Block gestapelt. Die Ansichtsfront ist nach einem Bild der neuen Kleinplastik "Wir aus der Provinz" bemalt und ein wenig modelliert. Diese QArbeit betrachte ich als einen Entwurf, der noch ausgestaltet werden muss.

Pflastersteine sind im 19. Jh. auf Grund des hohen Bedarfs für den Straßenbau vielfach Feldsteinblöcken der Großsteingräber gehauen worden. Mit dieser Arbeit möchte ich auch an das Kunstgespräch mit Heinrich-Ingwer Claussen erinnern, der im Straßenbau gearbeitet hat und dabei mit Begeisterung nach Fundstücken aus der Vor- und Frühgeschichte Ausschau gehalten hat. Die Beziehung zu Steinen ist offenbar auch ein gemeinsames kulturelles Erbe bäuerlich geprägter Menschen. (Wir vom Lande)

Die Mooreiche

Die Bergung des Baumstammes erfolgte erst vor zwei Wochen. Das Thema Baum soll noch weiter entwickelt werden. Als Andeutung der großen Bedeutung von Natur und Naturphänomenen für die Kunst und das Interesse von Eckhard an Kunst und Natur, aber auch weil er für sich schon einen Ausstellungswert hat, haben wir den Baumstamm als Ausstellungsstück mit aufgenommen. Der zweite Baumstamm, ein Pflaumenbaum aus dem Garten Bellig 4, der im Oktobersturm letztes Jahr gefallen ist, wird dazugesellt.

Milchreines Glück

Das Heilige und die Kuh

Noch heute gibt es die heiligen Kühe in Indien. Aus Kuhdung werden kleine Figürchen geformt, die gerne als Amulette und Glücksbringer gekauft werden.

Bei den Anthroposophen gilt das Horn als Verbindung zum Göttlichen. Mit Kuhdung gefüllt und über den Zeitraum aller Mondphasen vergraben entsteht eine homöopathische Düngeessenz. Die Kühe in den Freilaufställen haben meist keine Hörner mehr, um die Verletzungsgefahr für Tier und Mensch zu verringern. Sie werden den Kälbern ausgebrannt.

Ich habe für jede Kuh im Stall ein Horn aus Ton angefertigt und mit Namen und Nummer versehen. Sie stehen unten und weisen auf die Dungvitrine, die einen Fladen und drei Hörner enthält. Keine Hörner und keine Kuhfladen mehr im Kuhstall. Ein hilfloser Altar?

Die Verbindung zum Strahlenkranz hat mit einem alten Naseneisen einen gedanklichen Nebenweg eröffnet. Der mit Stier- und Sonnenkult verbundene Mithrasglaube wurde verboten, als das Christentum zur Staatsreligion aufstieg. Die Ähnlichkeit mit einer Dornenkrone, die Ambivalenz von Strahlen und Spießen... Diese Geräte werden Kühen verpasst, die bei anderen Kühen trinken. "milchreines Glück" ist für die Menschen.

Für Eckhard
Kuh Raster Code

Wir hatten ein ausführliches Gespräch über Kunst und Natur. Eckhard hatte schon viele Ideen, was aus seinen Naturbeobachtungen einfließen könnte. Steine, die immer nachwachsen und auf jeden Fall sollte der Baumstamm geborgen werden, der aus der Wiese "wuchs". Ein eigenes Thema.

Was Eckhard an Kunst gefällt? Am Beispiel der Ausstellungen, die hier stattgefunden haben: Der QR Code von Anke Müffelmann. (Eine sehr schöne Arbeit aus unserem Ziegeleiprojekt. Zeitgemäß, sowohl gegenständlich als auch abstrakt und als Spiel mit Witz umgesetzt: das Thema Grenze.)

Wenn du Kuh gesagt hättest wäre das als Anhaltspunkt leichter. Was mir gefällt: Das Spiel.

Da hat Eckhard sich doch lieber für die Kühe entschieden.

Also: Die Naturbeobachtung, die Steine, der Baumstamm, der geborgen werden muss und zuletzt dann doch als Hauptthema:

die Kühe.

Auf den Ziegeln finden sich Kuhbilder mit Namen und Nummern. Wenn die Zusammenstellung in einer bestimmten Ordnung (Rastercode) erfolgt, kann der Steinblock geöffnet werden und ein Bild von der Kleinplastik "Wir aus der Provinz" erscheint.

Der KuhR Code ist die Erinnerung an den QR Code mit Spielvariante ohne Technik.